Grundlagen zu Optionen

Der erste Beitrag in dieser Themengruppe war zugegebenermaßen sehr allgemein und einfach gehalten. Um etwas tiefer in die Welt der Optionen einzutauchen werdet ihr in diesem und den folgenden Beiträgen grundlegendes Verständnis zu Optionen erlangen können. Leider lässt sich das nicht ohne „Theorie“ und „Fachbegriffe“ realisieren, ich werde aber versuchen das ganze so einfach wie möglich zu halten.

Starten möchte ich mit wenigen Begriffen, die im Folgenden knapp erklärt werden.

  • Das Underlying ist der Basiswert, zum Beispiel eine Aktie, ein Future, ein Index
  • Der Strike ist der Preis, ab dem die Option ausgeübt wird – also der Ausübungspreis (der Punkt, ab dem die Versicherung greift)
  • Der Verfallstag ist der Tag an die Option wertlos verfällt oder ausgeübt wird
  • Die Prämie zahlt der Optionskäufer an den Optionsverkäufer
  • Short ist jemand, der etwas verkauft hat
  • Long ist jemand, der etwas gekauft hat
  • Ein Put ist eine Verkaufsoption. Der Käufer der Option (long put) darf das Underlying zum Strikepreis verkaufen, der Verkäufer (short put) muss es zum Strikepreis kaufen, wenn der Kurs am Verfallstag unter dem Strike liegt
  • Ein Call ist eine Kaufoption. Der Käufer der Option darf das Underlying zum Strikepreis kaufen, der Verkäufer muss es zum Strikepreis verkaufen, wenn der Kurs am Verfallstag über dem Strike liegt

Mit dem Wissen um diese Begrifflichkeiten möchte ich das Beispiel aus dem vorherigen Beitrag noch einmal aufgreifen. Der Versicherungsnehmer hatte einen long put, der Versicherungsgeber einen short put. Die Aktie war das Underlying, der Strike war 100€. Der Verfallstag war unspezifisch „in 3 Monaten“. Auf die Prämie sind wir nicht direkt eingegangen.

Bei Optionen handelt es sich um derivative Finanzinstrumente – sie sind also von einem anderem Finanzinstrument (dem Underlying) abgeleitet. Durch den Kauf oder Verkauf einer Option entsteht ein Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer, der sich genau auf dieses Underlying bezieht – also von ihm abhängig ist. Aus jedem Vertrag ergeben sich Rechte und Pflichten für beide Parteien.
Der Käufer (long Seite) einer Option hat das Recht (aber nicht die Pflicht) die Option auszuüben, wenn der Kurs am Verfallstag den Strike gerissen hat. Er hat aber auch die Pflicht, dem Optionsverkäufer für dieses Wahlrecht eine Prämie zu bezahlen.
Der Verkäufer (short Seite) hat die Pflicht die Ausübung zu ermöglichen (aber nicht das Recht darauf), wenn der Kurs am Verfallstag den Strike gerissen hat. Er hat aber auch das Recht, vom Optionskäufer für den Verzicht auf dieses Wahlrecht eine Prämie zu erhalten.

Es gibt diverse wissenschaftliche Studien dazu, dass ein permanentes Hedgen (absichern) von Aktiendepots zu Verlusten führt. Wenn man berücksichtigt, dass der Aktienmarkt auf lange Sicht permanent steigt ist das natürlich auch verständlich. Der Versicherungsfall tritt also häufiger nicht ein, als das er eintritt. Genau diesen Vorteil nutzt ein Optionsverkäufer für sich aus – er verkauft viele Versicherungen und erhält dafür eine (kleine) Prämie, ein Schadensfall tritt aber selten ein. Was im Schadensfall passiert ist dabei schnell und einfach erklärt. Bei einem Put muss der Optionsverkäufer eine Aktie zum Strikepreis kaufen wenn der Kurs am Verfallstag unter dem Strike liegt, bei einem Call muss der Optionsverkäufer eine Aktie zum Strikepreis verkaufen wenn der Kurs am Verfallstag über dem Strike liegt. Der Optionsverkäufer muss also Aktien kaufen, oder verkaufen.

Genau dieser „Schadensfall“ kann der Optionsverkäufer aber auch für sich nutzen. Nehmen wir einmal die Apple Aktie:

Der Kurs steht aktuell bei ca. 300$ pro Aktie. Dem Optionsverkäufer ist das zu viel, er wäre aber bereit die Aktie für 275$ pro Aktie zu kaufen. In diesem Fall hätte er die Möglichkeit eine Kauforder mit Limit 275$ im Markt zu platzieren, die eventuell irgendwann ausgeübt wird. Er könnte aber auch einen Put mit Strike 275$ verkaufen und dafür eine Prämie kassieren. Immer, wenn die Option am Verfallstag wertlos verfällt, schreibt er einfach einen neuen Put und erhält wieder eine Prämie. Er wird also für das Warten auf seinen Wunschpreis bezahlt. Wenn der „Schadensfall“ dann eventuell irgendwann eintrifft, ist er verpflichtet die Aktie zu dem Kurs zu kaufen, zu dem er eh kaufen wollte – hat aber für das Warten idealerweise schon mehrfach eine Prämie bekommen.

Ich habe mir die oben beschriebene Put Option gerade in meiner Handelsoftware angesehen. Für eine Put Option mit 45 Tagen Laufzeit (ich handle bei Aktienoptionen 30 – 60 Tage Laufzeit) auf Apple bei einem Strike von 275$ bringt aktuell eine Prämie von 3,40$. Der Optionsverkäufer erhält also dafür, dass er 45 Tage lang Apple Aktien für 275$ kaufen würde eine Prämie von 3,40$. Die Prämie darf er in jedem Fall behalten, also ist sein Einstandspreis für diese Aktie im Falle einer Ausübung 271,60$ (275 – 3,4) – oder anders gesagt 10% unter dem aktuellen Kurs.

Nun – die Aktie könnte natürlich von 300$ auch auf 200$ fallen was trotz des Einkaufs 10% unter dem aktuellen Kurs zu einem temporären Buchverlust führen würde – da unser Optionsverkäufer die Aktie aber bei 275$ auch ohne die Option gekauft hätte, wäre der Verlust auch entstanden, wenn er die Aktie ganz normal an der Börse gekauft hätte.. Dieser Punkt ist ein weiterer wichtiger Hinweis: das Verlustrisiko bei einer solchen Aktion liegt allein in der Aktie.

Das oben beschriebene Szenario wird „cash secured put“ genannt. Cash secured, weil der Gegenwert der Aktien im Verrechnungskonto bereit liegt um die Aktien auch tatsächlich zu kaufen falls der Strike unterschritten wird. Der Cash secured put ist in meinen Augen ein sehr mächtiges Instrument um Aktien zu kaufen da man den Kaufpreis selbst bestimmen kann und zusätzlich für das Warten bezahlt wird.

Das Gegenstück vom cash secured Put ist ein covered call, bei dem nicht das Geld zum Kaufen bereit liegt, sondern sich die Aktien bereits im Depot befinden und beim Überschreiten des Strike Preises verkauft werden. Wer also die Apple Aktie gerade für 300$ gekauft hat, könnte einen Call mit 45 Tagen Laufzeit bei 325er Strike verkaufen und erhielte dafür ca. 3,30$ Prämie. Falls der Kurs am Verfallstag über 325$ liegt, verkauft er die Aktie mit einem Aufschlag von 25$ auf den heutigen Kurs und 3,3$ Optionsprämie – hat also im „Schadensfall“ einen garantierten Gewinn von fast 10% in 45 Tagen

Cash secured Put und Covered call sind Instrumente, über die sich jeder an den Börsen handelnde Marktteilnehmer informieren sollte. Durch cash secured Puts lassen sich Aktien günstiger kaufen, bei covered calls kann durch die Prämie eine zusätzliche „Dividende“ erwirtschaftet werden. Nur durch Einsatz dieser beiden Instrumente lässt sich die Performance eines bestehenden und weiter wachsenden Portfolios bei minimalem Risiko spürbar erhöhen. Neben diesen „sicheren“ Optionen gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten an den Börsen mit Optionen zu handeln. Dazu aber später mehr 🙂

Bitte gebt mir ein Feedback, wenn Teile dieses Beitrags noch unverständlich sind – ich bessere dann gerne nach. Vielen Dank auf alle Fälle fürs lesen.

In diesem Sinne
HD

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