Gestern

Ins Leben gestartet bin ich mit suboptimalen Voraussetzungen. Schuld war die Schule, die mir die falschen Dinge beigebracht hat; der Staat, der es durch hohe Steuern und Abgaben unmöglich macht sorgenfrei zu leben; mein Arbeitgeber, der mir einfach zu wenig bezahlt; meine Eltern, die nichts für mich gespart haben; und natürlich der soziale Druck nach Konsum – großer Fernseher, Markenklamotten, Auto, Handy, ……

Alles externe Faktoren! Nichts davon konnte ich selbst beeinflussen. Dachte ich zumindest damals. Ich unterstelle einfach mal, dass viele Menschen genauso denken – egal ob jung oder alt.

Wenn sich diese Denkweise erst einmal manifestiert ergibt sich irgendwann eine augenscheinlich ausweglose Situation die zu Frust, Schulden, fehlenden Rücklagen, fehlender Selbstbestimmung und von allem verschwendeter Zeit führt. Das man, getrieben von externen Faktoren, mit mangelhafter Selbstbestimmung durchs Leben schreitet sei am Rande ebenfalls erwähnt.

Gehen wir etwas näher auf die einzelnen Punkte ein. Jeder für sich genommen ist wichtig, in der Summe ergeben sie aber eine Art Lähmung, die auch als Hamsterrad bekannt ist.

Frust ist laut Wikipedia das Erlebnis eines unfreiwilligen Verzichts auf Erfüllung einer Erwartung. Häää? Wir alle kennen doch noch die Vorstellung unseres Erwachsenenlebens aus Kindertagen, in dem wir uns in einem schönen Haus, mit dicken Auto, feinster französischer Küche, Urlaub am Strand und so weiter sehen. Es dauert viele Jahre, bis wir endlich aus den Kinderschuhen gewachsen sind und uns an die Erfüllung dieser Träume machen können. Und dann – BÄÄM – kommt das echte Leben. Kein tolles Haus sondern eine kleine Wohnung; kein dickes Auto sondern eine reparaturbedürftige Schrottkarre; kein gutes Essen sondern viel zu oft Nudeln mit Ketchup. Aus der Traum! Haken dran! Hat halt nicht geklappt.

Wer dann seine Erwartungen nicht (zeitweise) korrigiert landet schnell beim Bankberater bei dem es erst einmal einen Dispo gibt und später dann das Annuitätendarlehen. Es ist viel zu einfach sich Geld für Konsum zu leihen. Es braucht nichts außer einem Personalausweis. Selbst einen Gehaltsnachweis benötigt man nur für größere Summen. Um also den Frust zu reduzieren wird auf die Schnelle ein Kredit aufgenommen um das geliehene Geld zu verkonsumieren. So lässt sich wenigstens der Schein wahren und der Frust wird etwas gemildert. Der Dispo ist für mich die Einstiegsdroge in die Welt des vorgezogenen Konsums. Ich habe ihn abgeschafft – keine Macht den Drogen!

Bis diese Erkenntnis Eintritt kann es allerdings eine ganze Weile dauern. Der Monat startet, das Gehalt kommt und alle möglichen Verpflichtungen ergeben sich. Geht ja alles automatisch. Die Bank bedient sich direkt nach dem Gehaltseingang am Konto und holt sich erst einmal ihren Anteil ab. Schneller als der Monat um ist, ist dann das Guthaben auf dem Konto aufgebraucht. Das nächste Gehalt wird sehnsüchtig erwartet um die nächsten Raten begleichen zu können. Da steht man nun. Erwachsen, frei, man kann machen was man will und eigentlich ist man doch gezwungen Monat für Monat dafür zu sorgen, das bereits verkonsumierte Geld zurück zu zahlen.

Es kommt wie es kommen muss wenn ehh schon alles auf Kante gebügelt ist – das Auto muss in die Werkstatt, die Waschmaschine streikt, die Lieblingsjeans hat ein Loch. Alles auf einmal. Blöd. Rücklagen gibt es nicht, sparen war halt schwierig – die Kreditraten und so… Ihr wisst worauf ich hinaus will..

Wenn der Schuldenberg erst einmal aufgebaut ist, wird es leider immer schwieriger ihn wieder abzubauen. Zum einen wegen der Zinsen und zum anderen weil ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt, so das man im Hinblick auf die absolute Höhe der Schulden abstumpft – es gibt ja immer neues Geld von der Bank. Der erste Kredit ist noch was Besonderes wegen der hohen Hemmschwelle – leider wird es mit jedem neuen Kredit leichter.

Nun.. Jede Illusion erreicht einmal ihr Ende. Es wird hoffentlich bei jedem einmal der Tag kommen an dem klar wird, dass ein Leben auf Pump kein dauerhaftes Vergnügen ist. Dann geht es darum die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Schulden abbauen, Rücklagen bilden, für die Zukunft vorsorgen. Durch den ersten Punkt fehlt in der Regel viel Zeit für die folgenden Punkte. Und Zeit ist beim Vermögensaufbau leider ein unverzichtbares Gut.

Der hier beschriebene Lebensabschnitt war ganz nebenbei auch noch von viel zu viel TV, Netflix und Computerspielen geprägt. Alles Dinge, die ich mittlerweile nur noch in Maßen konsumiere. Der Fernseher wird zwar nach der Arbeit noch immer für ne Netflix Serie eingeschaltet, ganz nebenbei lese und höre ich aber mittlerweile mindestens zwei Fachbücher pro Monat, nutze Blinkist*, lese diverse Blogs, schaue bildende (!!) Youtube Videos und so weiter. Ich nutze also meine freie Zeit für Bildung und lasse mich nicht nur durch Medien berieseln. Dazu aber später mehr.

Ganz bewusst habe ich hier auf die Nennung von absoluten Zahlen verzichtet. Erstens weil es für mich doch eher ein privates Thema ist und zweitens weil ich keinesfalls den Eindruck erwecken will, dass es bei dir als Leser ja nicht so schlimm ist.

Kommt dir dass eventuell alles irgendwie bekannt vor? Dann lass gerne einen Kommentar da und klick dich zum nächsten Beitrag.

In diesem Sinne
HD

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