Börse ist doch Teufelszeug

Falls du dich bisher mit der Börse noch nicht intensiv beschäftigt hast, kommen dir beim Gedanken daran sicherlich Begriffe wie der Black Friday, die DotCom Blase und die Finanzkrise in den Sinn. Das ist auch absolut verständlich wenn man bedenkt, dass das menschliche Hirn sich negative Ereignisse deutlich besser einprägt als positive.

In Deutschland hat sich aus diesen negativen Gedanken mittlerweile eine regelrechte Crash Branche entwickelt, in der zahlreiche Propheten sich durch stetige Warnung vor dem nahenden Crash eine goldene Nase verdienen. Das geht über Buchverkäufe, Seminare bis hin zu Vorträgen für die horrende Summen veranschlagt werden. Achtet einfach mal drauf wie stichhaltig solche Prognosen sind und in wie weit sie sich überhaupt überprüfen lassen. Ein Großteil ist so vage formuliert, dass man selbst nach Jahren nicht beweisen kann, dass diese Prognosen komplett aus der Luft gegriffen waren.

Eventuell habt ihr, wie auch ich, in der eigenen Familie Erfahrungen mit den bisherigen Crashs an der Börse gesammelt und habt daher eine negative Grundeinstellung zum Geschehen an der Börse. Mir ging es lange Zeit auch so. Ich werde versuchen das anhand von zwei Charts zu relativieren. Es handelt sich dabei um den Chart des S&P 500, der die 500 größten US Unternehmen in einem Index bündelt – also kein einzelnes Unternehmen, sondern 500 Unternehmen in einem Korb.

Auf dem ersten Bild ist der Chartverlauf von 1920 bis jetzt zu sehen. Anhand dieses Charts sieht man, wie extrem der Anstieg am Aktienmarkt innerhalb der letzten Jahre war. Was so steil nach oben schnellt muss doch irgendwann ins bodenlose einbrechen. Ich habe hier die lineare Darstellungsform genutzt, die im Normalfall auch von den gängigen Medien genutzt wird um die „extremen“ Bewegungen am Aktienmarkt zu belegen.

S&P 500 von 1920 bis heute – lineare Darstellung

Dagegen auf dem zweiten Bild der gleiche Chart, lediglich mit logarithmischer Darstellung. Bei der logarithmischen Darstellung entspricht eine prozentuale Kursbewegung immer derselben Distanz des Kurses im Chart.

S&P 500 von 1920 bis heute – logarithmische Darstellung

Die zweite Version ist die, die ich mittlerweile fast ausschließlich betrachte um mir langfristige Bewegungen an den Märkten anzusehen. Der Verlauf zeigt mir die prozentuale Entwicklung des Marktes grafisch an und nicht nur die reine Veränderung des Wertes in Punkten oder Geldeinheiten. Hier sieht die Welt nun ganz anders aus – der Index steigt über die letzten 100 Jahre ziemlich gleichmäßig an.

Ganz gut lässt sich der Unterschied auch im Bereich um 1930 erkennen. Auf dem ersten Chart ist dort lediglich ein roter Fleck zu erkennen, auf dem zweiten Chart sieht man eine deutliche Abwärtsbewegung. Es handelt sich dabei um die Weltwirtschaftskrise von 1929 bei dem die Kurse um bis zu 90% eingebrochen sind. In der linearen Darstellung ist davon nichts mehr zu sehen, weil der Index aus heutiger Sicht nur um wenige Punkte gefallen ist. Mittlerweile werden die Kursschwankungen, die damals Menschen in den Suizid getrieben haben, als ruhiger Börsentag bezeichnet weil es Bewegungen von unter 1% entspricht.

Die beiden roten Zonen auf der rechten Seite sind die DotCom Blase inklusive Anschlag auf das WTC und die Finanzkrise aus 2008. Auch hier ist deutlich sichtbar, dass es enorm wichtig ist zwischen linearem und logarithmischen Chart zu unterscheiden. In linearen Chart fallen diese beiden Crashs deutlich extremer aus als im logarithmischen.

Was sich aber in beiden Charts bei dieser langfristigen Betrachtung sehr gut sehen lässt ist das stetige Wachstum. Beide Charts verlaufen von links unten nach rechts oben, was für Investoren in der Regel ein sehr gutes Zeichen ist. Jeder Euro, der am Tiefpunkt der Finanzkrise angelegt wurde hätte sich zwischenzeitlich nahezu vervierfacht. Und das in etwas mehr als 10 Jahren. Wer am Hochpunkt der DotCom Blase investiert und diese Position bis heute gehalten hätte – wäre immerhin noch mit 100% Gewinn raus gekommen.

Abschließend noch ein weiteres Bild des Charts, wieder logarithmisch, in dem ich eine Linie vom Tiefpunkt der Weltwirtschaftskrise bis zum aktuellen Stand eingezeichnet habe.

Anhand dieses Bildes lässt sich vereinfacht erkennen, dass die langfristige Entwicklung immer um einen Durchschnitt pendelt. Der Kurs steigt und fällt, aber auf lange Sicht liegen neue Tiefs in der Regel über den alten Hochs. Selbstverständlich kann es kurzfristig (und da spreche ich durchaus auch mal über einen Zeitraum von 5-10 Jahren) zu Verlusten kommen. Aber auf Basis der historischen Daten kann ich damit dann doch wieder beruhigt schlafen.

Die Ursache für das stetige Steigen der Aktienkurse ist ganz einfach zu finden und gerade der Fluch der Sparbuchsparer. Aktien sind ein inflationsgesichertes Investment. Bei hoher Inflation steigt der Aktienkurs in gleichem Maße mit. Das ist auch nur logisch, wie wir später noch erörtern werden.

Bitte lauft nun aber nicht alle los und kauft blind irgendwelche Aktien. Meine Betrachtung bezieht sich auf einen Index – also auf den Gesamtmarkt. Bei einzelnen Titeln kann das natürlich auch ganz anders laufen und im schlimmsten Fall durch Unternehmenspleite zu einem Totalverlust führen. Aus meiner Sicht eignen sich für den Start als Investor eher global diversifizierte ETF Portfolio – dazu dann später etwas ausführlichere Informationen.

Welche Info sollst du aus diesem Beitrag mitnehmen? Ganz einfach. Langfristig steigen die Börsenkurse, kurzfristig kann es auch mal ordentlich rappeln im Karton. Es gibt keinen Grund zur Panik für denjenigen, der langfristig orientiert an den Aktienmärkten anlegt. Wer also den Entschluss fasst an die Börse zu gehen sollte einfach eine große Portion Zeit mitbringen – die wird es dann im schlimmsten Fall richten.

In diesem Sinne
HD

Kommentar verfassen