Starten möchte ich diesen Beitrag mit einem kurzen Rückblick in die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre – spezieller in die Produktionsfaktoren Boden/ Natur und Arbeit, sowie den abgeleiteten Produktionsfaktor Kapital.
Naturkapital (Boden)
Als Naturkapital werden Energie, Rohstoffe, Grund und Boden oder ähnliches bezeichnet. Es handelt sich dabei sozusagen um den Grundstoff, aus dem durch Zuführung von anderen Produktionsfaktoren ein Wert erschaffen wird.
Humankapital (Arbeit)
Das Humankapital ist sehr vielfältig. Zum einen deckt es die klassische Lohnarbeit als angestellter ab, zum anderen inkludiert es auch Bildung oder unternehmerische und geistige Tätigkeiten. Ein Tischler erschafft aus dem Naturkapital Holz unter Zuführung des Humankapitals ausführender Arbeit einen Tisch.
Sachkapital (Kapital)
Das Sachkapital besteht zum einen aus Realkapital wie zum Beispiel der Werkhalle, den darin befindlichen Maschinen und allen sonstigen Produktionsmitteln. Zum anderen besteht es aus Geldkapital. Durch Sachkapital lassen sich Naturkapital und Humankapital substituieren –> Es wird zum Beispiel Holz gekauft, das durch einen angestellten Tischler zu einem Tisch verarbeitet wird.
Bei Börseninvestments befinden wir uns in der Regel im Bereich des Sachkapitals. Durch die Emission einer Aktie am Primärmarkt (also der erste Verkauf der Aktie vom Unternehmen) erhält ein Unternehmen Geldkapital im Tausch für Realkapital. Dem Käufer der Aktie wird durch den Kauf der Aktie ein Teil des Unternehmenswertes zugesprochen. Diesen Teil kann er am Sekundärmarkt (damit ist Kauf und Verkauf an der Börse gemeint) nach Belieben wieder verkaufen. Durch den Erwerb eines Unternehmensteils wird auch ein Recht an den zukünftigen Gewinnen dieses Unternehmens erworben.
Warum aber sollte jemand sein Geldkapital anderen Wirtschaftssubjekten zur Verfügung stellen? Nun – die Antwort ist einfach und brutal zugleich – weil andere unter Umständen besser damit wirtschaften können.
Aus der obigen Aussage lässt sich der ursprüngliche Gedanke am Aktienhandel ableiten. Durch die Investition in Aktien geht es primär darum vorhandenes Sachkapital dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen, um dadurch Gewinne zu erwirtschaften, die in Form von Wertsteigerung oder Dividende zurückfließen.
Der Beitrag heißt – der Preis des Geldes – und darauf möchte ich nun eingehen. Aktienbesitz ist nichts anderes als Geldverleih. Wie für jedes Leihgeschäft wird auch für den Aktienbesitz eine Gegenleistung erwartet. Im Idealfall decken die Dividenden und Wertsteigerungen die Inflation ab und erzielen zusätzlich einen Gewinn, der den Anleger für den Nutzenverzicht und die Opportunitätskosten entschädigt.
Mit Nutzenverzicht meine ich in diesem Zusammenhang, dass ich das Geld nicht anderweitig nutzen kann, solange ich es durch den Aktienbesitz an ein Unternehmen verleihe. Es ist somit der Inflation ausgesetzt und muss für die Dauer des Investments abgezinst werden. Opportinitätskosten sind als „entgangene Gewinne“ zu verstehen die ich mit einem alternativen Investment erzielen könnte.
Um ein Beispiel für die Auswirkung der Inflation zu geben werft bitte einen Blick auf die Beispielrechnung. Dadurch, dass das Geld nicht sofort verkonsumiert wird, der Konsum also in die Zukunft geschoben wird, verliert das Geld durch die Inflation jedes Jahr etwas an Wert. Alleine um die Kaufkraft zu erhalten müssen wir in diesem Beispiel mindestens 2% Rendite pro Jahr erzielen. Dieser Wertverlust lässt sich durch die Abzinsungsrechnung berechnen.
Der zweite Teil sind die Opportunitätskosten. Damit ist die Rendite gemeint, die innerhalb des Vergleichszeitraums mit einem „sicheren“ Investment erwirtschaftet werden könnte. Im Normalfall sind damit Tagesgeld oder Bundesanleihen gemeint. Da aktuell beim Tagesgeld keine und bei Bundesanleihen sogar eine negative Rendite zu erwarten ist, entfällt an dieser Stelle die Berechnung der Opportunitätskosten.
Folgende Aussage können wir nun treffen:
Bei jedem Investment, bei dem unter 2% Rendite pro Jahr erwirtschaftet wird, nehmen wir einen dauerhaften Verlust von Kaufkraft in Kauf, selbst wenn der nominelle Wert unverändert bleibt.
Damit ist nun auch ergründet, warum ich mehrfach erwähnt habe, dass ich Sparbuchsparen für ein riskantes Investment halte. Durch das Parken des Geldes auf dem Sparbuch wird sehenden Auges ein Verlust in kauf genommen. Wer dagegen nichts tut, ist in meinen Augen selber schuld.
Der „deutsche Michel“ kann nun weiter klagen und auf die bösen Banken schimpfen, die keine Zinsen mehr auf Spareinlagen gewähren oder aber akzeptieren, dass sich die Zinsen weltweit auf einem niedrigen oder negativen Niveau befinden und sich dies aufgrund der „Modern Monetary Theory“ voraussichtlich auch nicht mehr ändern wird. Die Zentralbanken weltweit haben die Geldschleusen geöffnet was zu weiter fallenden Zinsen (ja, damit meine ich negativ steigende Zinsen) führen wird. Einen Weg zurück gibt es da in meinen Augen nicht, da dies zu einer globalen Rezession und Depression führen würde.
Der Preis des Geldes – Abzinsung – fehlende Finanzbildung. Auch wenn es reißerisch klingt – wer sich in der heutigen Zeit nicht finanziell bildet wird dafür einen hohen Preis bezahlen. Inflation bestraft jeden, der nicht investiert ist. Das Sparbuch ist aktuell und zukünftig eines der risikoreichsten Investments, da der Verlust bereits jetzt sichtbar und kalkulierbar ist. Leider ist das Sparbuchsparen, genauso wie das Misstrauen gegenüber den Börsen (der Wirtschaft!), eine urdeutsche Eigenschaft. Zum Erhalt des eigenen Vermögens führt aber, durch den unumkehrbar eingeschlagenen Weg der weltweiten Zentralbanken, kein Weg an den Börsen vorbei.
Die Finanzmärkte allokieren das Kapital deutlich besser als es jeder Politiker oder jede Institution könnte. Geld fließt immer dorthin, wo es den größten Nutzen vollbringen kann und somit die höchsten Renditechancen bestehen. Dies mögen Unternehmensbeteiligungen, Rohstoffe, Immobilien oder Grundbesitz sein – ich weiß es nicht. Es wird aber sicher kein Sparbuchguthaben sein.
An den Aktienmärkten lässt sich mit einem global diversifizierten Portfolio langfristig eine Rendite zwischen 6% und 8% erzielen. Diese Rendite liegt (noch) deutlich über der Inflationsrate. Wenn ich hier von langfristig spreche meine ich damit einen Zeitraum von größer als 10 Jahren. Mit etwas Zeit und einem global diversifizierten Portfolio ist ein Aktieninvestment also deutlich sicherer als das Sparbuch. Den kurzfristigen Zock, den wir in Deutschland am ehesten mit den Börsen verbinden, schließe ich dadurch an dieser Stelle aus.
In diesem Sinne
HD