Jetzt bin ich auch noch Stillhalter!

Super! Großes Kino! Ein eigener Beitrag darüber, dass ich „still halte“. Genau!

Stillhaltergeschäfte sind ein Teil meiner aktuellen Strategie an den Börsen. Was das ist und warum ich davon so begeistert bin klären wir jetzt. Ich versuche es so einfach wie nur möglich zu erklären – bitte verzeiht mir dennoch wenn ihr irgendetwas 2x lesen müsst. Um aufzuzeigen wie eine komplizierte Darstellung aussehen würde folgendes Zitat:

Welcher Laie wird wohl je verstehen, dass der Verkäufer der Verkaufsoption bei Ausübung der Verkaufsoption durch den Käufer der Verkaufsoption der Käufer der vom Käufer der Verkaufsoption verkauften Wertpapiere ist?
(Serge Demolière)

Optionshandel und die damit umgesetzte Stillhalterstrategie lässt sich am besten mit Versicherungen vergleichen. Wenn ein vorher definiertes Ereignis zu einem ebenfalls definierten Zeitpunkt eintritt, erhält der Versicherungsnehmer (der Käufer der Option) einen Schadensausgleich. Tritt das Ereignis nicht ein, darf der Versicherungsgeber (der Verkäufer der Option) die gezahlte Prämie behalten und die Versicherung verfällt. In der Praxis an den Optionsbörsen könnte das zum Beispiel so aussehen:

  1. Ein Investor hat eine Aktie im Depot die er bei 50€ gekauft hat, die nun aber bei 120€ steht.
  2. Der Investor glaubt, dass die Aktie noch weiter steigt, möchte aber die bisherigen Gewinne nicht wieder verlieren. Wenn der Kurs nun fällt, möchte er die Aktie mindestens für 100€ verkaufen – wenn der Kurs weiter steigt möchte er die Aktie behalten.
  3. Anstelle einer „Stop Loss Order“, bei der der Verkaufspreis der Aktie im Fall von Kursverlusten vorher unbekannt ist, kauft sich der Investor einfach eine Versicherung gegen Kursverluste – einen Put
  4. Der gekaufte Put erlaubt es dem Investor die Aktie am Stichtag (zum Beispiel in 3 Monaten) für 100€ zu verkaufen wenn der Kurs an diesem Stichtag unter 100€ steht. Falls also bis zum Stichtag der Aktienkurs einbricht, greift die Versicherung so dass keine Verluste entstehen.
  5. Damit der Investor diese Versicherung kaufen kann, muss ein anderer Marktteilnehmer (der Stillhalter) bereit sein eine solche Versicherung zu verkaufen.
  6. Um einen Verkaufsanreiz zu schaffen, erhält der Stillhalter vom Investor eine Prämie, die er in jedem Fall behalten darf – sozusagen den Versicherungsbeitrag.
  7. Die Versicherungsleistung endet mit dem Verfallstag der Option (also hier in 3 Monaten). Liegt der Aktienkurs an diesem Tag über 100€ tritt kein Versicherungsfall ein. Der Stillhalter darf die Prämie behalten und der Versicherungsschutz endet. Sollte der Kurs unter 100€ liegen, muss der Stillhalter die Aktien für 100€ vom Investor kaufen – egal wie weit der Kurs zwischenzeitlich gefallen ist.

Das war nun der Ablauf einer Put Option aus Sicht des Investors. Wie aber sieht es für den Stillhalter aus? Was macht das ganze interessant? Nun – der Stillhalter ist so etwas wie eine Versicherungsgesellschaft. Er verdient an den Prämien in den Fällen, wo der Schaden nicht eintritt. Das ist hier der Fall, wenn der Kurs der Aktie am Verfallstag der Option über dem vereinbarten Kurs (also 100€) liegt.

Anders als bei den in Deutschland bekannten „Optionsscheinen“ – bei denen der erste Verkäufer immer eine Institution wie zum Beispiel eine Bank ist – werden Optionen an der Börse von Privatanlegern, Institutionellen Händlern, Spekulanten und allen anderen Marktteilnehmern aufgelegt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit die oben beschriebene Versicherungsleistung selbst anzubieten und dabei noch die Konditionen und das Risiko zu definieren. Es ergeben sich diverse Möglichkeiten Optionen zu verkaufen und zu kaufen und damit selbst Versicherungen anzubieten oder auch selbst Versicherungen in Anspruch zu nehmen.

Ich möchte diesen ersten Beitrag zum Thema Optionen nicht zu sehr überfrachten und halte ihn daher bewusst kurz. An anderer Stelle werde ich damit fortfahren, wie es durch den oben beschriebenen Verkauf von Optionen möglich ist, Aktien zu seinem Wunschpreis zu kaufen – eventuell kommst du aber auch selbst drauf 😉

In diesem Sinne
HD

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